Als internationaler Unternehmer lernt man täglich, mit Herausforderungen umzugehen. Man muss Krisen meistern. Es ist zwingend, dass man die richtigen Prioritären setzt. Meist geht es um viel – die Mitarbeiter, die Reputation und oft um viel Geld. Wir brauchen in der Politik mehr Leute, die wissen, wie man Prioritäten setzt und fähig sind, Lösungen zu finden die unser Land in der ersten Liga halten.
Wenn man mit einer massiven Entwertung der lokalen Währung in Indonesien konfrontiert wird, ist erste Priorität, den Kunden zu erklären, dass man die Preise rasch nach oben anpassen muss (da alle Importe massiv teurer geworden sind). Man muss umgehend mit Lieferanten verhandeln, um die Einkaufspreise runter zu bringen und man muss die Fremdwährungsaussenstände möglichst schonend ausgleichen. Die geplante Schulung der Verkäufer oder das geplante lange Wochenende sind sofort zweite Priorität.
Wenn nach dem Erdbeben von Fukushima in Japan das Lager eingestürzt ist, die Mitarbeiter in Panik sind, Elektrizität knapp ist und vieles mehr ausser Rand und Band geraten ist, denkt niemand mehr an das geplante Kick-off Meeting für die Produkteeinführung oder den Besuch einer Industriemesse. Das alles ist zweite Priorität. Es geht in diesem Moment darum, eine Task-Force einzuberufen, die Sicherheit aller Mitarbeiter sicherzustellen, den Betrieb wieder aufzunehmen und eine Notplanung für die nächsten Monate zu erstellen.
Ich beobachte in der Schweizerischen Politik viele Exponenten die keine oder falsche Prioritäten setzen. Sie beschäftigen sich mit Nebenfragen und machen Nebensächlichkeiten zu Prioritäten. Da ist gefährlich.
Was sind also die Prioritäten für die Schweiz?
Ohne starke, innovative und konkurrenzfähige Wirtschaft gibt es kein Erfolgsmodell Schweiz. Für mich ist das die absolut erste Priorität. Ohne sichere Arbeitsplätze steht das Erfolgsmodell auf dem Spiel.
Die Schweiz steht mitten in Europa, das sich auch nach 7 Jahren noch nicht von der Wirtschaftskrise erholt hat. Europa ist unser grösster Exportpartner. Gingen doch im Jahre 2014 von 208 Milliarden Franken Exporten, deren 120 Milliarden Franken nach Europa. Nach der Aufhebung des Franken-Mindestkurses, steht unsere Exportindustrie im Gegenwind wie selten zuvor.
Nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative vom 9. Februar weiss niemand, wie es weitergehen soll. Wenn’s nach dem Willen der SVP geht, sollen auch die Bilateralen Verträge I bis zum 9. Februar, 2017 gekündigt werden. Der Zugang zum EU Binnenmarkt wäre massive kompliziert.
Wir müssen also alles daran setzen, unser Wirtschaft auf dem Erfolgspfad zu halten. Die Unsicherheiten müssen beseitigt werden, Planungssicherheit muss wieder hergestellt werden, sei es im Zusammenhang mit den Steuern (USR III) oder dem Zugang zu Fachkräften.
Die Rolle der Schweiz in Europa und unser Verhältnis zur EU muss diskutiert und geklärt werden. Je schneller desto besser.
Unternehmer brauchen vor allem Freiheit. Die Flexibilität am Arbeitsmarkt und bei den Löhnen ist ein Muss. Wenn sich der Franken nicht abwertet, muss auch eine interne Abwertung in Form von (temporär) tieferen Löhnen oder längeren Arbeitszeiten diskutiert werden können. Es ist nämlich besser, eine Firma zu erhalten und allen Beteiligten kurzfristig Opfer abzuverlangen, als die Existenz der ganzen Firma und damit der Arbeitsplätze zu gefährden.
Bürokratie muss abgebaut werden. Die Handlungsfreiheit der Unternehmer und Bürger muss wieder erhöht werden. Der öffentliche Sektor sollte eine rigorosen Überprüfung der Effizienz unterzogen werden. Einsparungen sind möglich. Das Geld soll mittels Steuersenkungen in den Taschen der Bürger und Unternehmungen bleiben.
Die globale Wirtschaft steht vor tektonischen Verschiebungen. Die digitale Revolution schreitet schnell voran, die rasante Verschiebung der ökonomischen Aktivitäten in die grossen Zentren der aufstrebenden Länder und die technologische Entwicklung müssen antizipiert werden und unsere Wirtschaft muss damit Schritt halten. Das ist überlebenswichtig.
Die dringenden Herausforderungen enden aber nicht mit der Wirtschaft.
Unsere Altersvorsorge muss dringend reformiert werden. Die Renten müssen wieder sicher sein. Die Vogel-Strauss Politik und das Prinzip Hoffnung muss einem machbaren Kompromiss weichen. Einfach auf dem Status Quo zu beharren und Besitzstandswahrung zu betreiben wie das von gewissen Kreisen teils gefordert wird, wird nicht funktionieren.
Das Gesundheitswesen ist zwar das Beste in der Welt. Aber nachhaltig finanzierbar ist es nicht. Wenn jährlich vier Milliarden Franken an Prämienverbilligungen ausgeschüttet werden müssen und die Kosten jeweils ein Mehrfaches der Jahresteuerung steigen, ist etwas aus dem Lot.
Das Problem einfach vor sich hin zu schieben, wird uns nicht weiterbringen.
Doch was sehe ich zuoberst auf der Liste vieler Politiker?
Da sind Velowege, Vaterschaftsurlaube, Kündigungsschutz, veganisches Essen, Aufbau einer subventionierten Wohlfühlzone Schweiz, eine aggressive Arroganz gegenüber der EU, unrealistische Forderungen im Asylbereich oder die Hetze gegen ausländische Fachkräfte zuoberst auf der Prioritätenliste. Natürlich sind das Anliegen, einfach keine prioritären.
Diese Leute sind Träumer und haben nicht erkannt, was für unseren Erfolg prioritär ist. Sie glauben unser Wohlstand sei immerwährend und gottgegeben. Leider ist dem nicht so. Nur wenn wir jetzt die richtigen Themen zuoberst auf die Prioritätenliste setzen und rasch Lösungen erarbeiten, haben wir eine Chance das Erfolgsmodell Schweiz zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Leave A Reply!